Die Historische Kommission trauert um Annelies Laschitza
Am 24. Februar diesen Jahres hatte sie sich auf der Konferenz des Parteivorstandes und der Historischen Kommission zum "Epochenbruch 1914 bis 1923" noch einmal zu Wort gemeldet. Sie sprach zu dem Thema, das sie ein wissenschaftliches Leben lang begleitete, zu Rosa Luxemburg. Monate zuvor war der Band 7 der Gesammelten Werke Rosa Luxemburgs erschienen. Dass deren Werk so vollständig wie möglich der Forschung zugänglich ist, daran hat Annelies Laschitza über Jahrzehnte mit Akribie, Sachverstand und Energie gearbeitet. In bester Erinnerung ist ihre Luxemburg-Biographie "Im Lebensrausch, trotz alledem". Es gab niemand, der sich in Details und Zusammenhängen so gut auskannte. So hat sie auch Margarethe von Trotta für deren Luxemburg-Film beraten.
In Leipzig 1934 geboren, kam sie zwanzig Jahre später über die Arbeiter- und Bauern-Fakultät zum Studium an die Alma Mater Lipsiensis. Hier entdeckte sie die Geschichte der Arbeiterbewegung als ihr Thema. Dem ging sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und später als Professorin am Institut für Marxismus-Leninismus in Berlin weiter nach. Während sich manche ehemalige Kolleginnen und Kollegen nach 1990 zurückzogen, blieb Annelies Laschitza Forscherin aus Leidenschaft und weiter produktiv, trug immer neue Bausteine zum Verständnis der Rosa Luxemburg zusammen. Zusätzlich widmete sie sich nun der Familie Liebknecht. Die Verquickung von Politik und Familie von Karl und Sophie schilderte sie in der 2007 erschienen Familien-Biographie. Erst kürzlich erschien bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen eine neue Arbeit über Karl Liebknecht. "Sich treu bleiben und heiter sein" lautet der Titel, in dem sie über ihre Erfahrungen und Entdeckungen in fünf Jahrzehnten Luxemburg-Forschung reflektiert.
Am 10. Dezember hat sich die Grande Dame der Luxemburg-Forschung von uns verabschiedet. Ein schmerzlicher Verlust.
Jürgen Hofmann