Die Historische Kommission trauert um Jochen Černý (1934-2018)
Vor wenigen Tagen, am 12. Mai 2018, verstarb der Historiker Jochen Černý. Fast fünfundzwanzig Jahre hat er die Arbeit der Historischen Kommission der PDS und der LINKEN als Mitglied, im Sprecherrat und zuletzt als Gast maßgeblich mitgestaltet. Seine besonnene Art und seine forschungsgestützte analytische Argumentation haben die Diskussionen in der Kommission und im Umfeld der LINKEN befördert und bereichert. Jochen Černý gehörte zu den Wissenschaftlern des abgewickelten Zentralinstituts für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, die produktiv blieben und sich in die Diskussionen um die DDR-Geschichte mit fundierten Beiträgen einbrachten. Die ersten beiden Ausgaben des biographischen Lexikons "DDR-Wer war wer" (1992) gehen auf seine Initiative zurück. Von der Herausgeberschaft zog er sich zurück, nachdem aus einer Sicht der Anspruch wissenschaftlicher Objektivität in einigen Artikeln der nachfolgenden Ausgaben nicht mehr gewährleistet war. Mit Beiträgen zum 17. Juni 1953, zum Jahr 1956, zum August 1961 und zum Stalinismus stellte er sich umstrittenen Themen. Seine kritische Rückschau verband sich immer mit der Frage, was ein demokratischer Sozialismus leisten müsste. Deshalb waren ihm die Programm-Diskussionen der PDS besonders wichtig. Wir verlieren einen zuverlässigen Mitstreiter in der noch längst nicht abgeschlossenen historisch-politischen Diskussion um den Platz der DDR in der deutschen Geschichte.
Jürgen Hofmann