XX. Parteitag der KPdSU 1956 und aktuelle Sichten auf Stalin in Russland
Die 26. Tagung der Historischen Kommission beriet über aktuelle Aspekte der Stalinismus-Debatte. Wladislaw Hedeler (Berlin) skizzierte den Stand der Forschung und der Publikationen über Stalin in Russland sowie den Trend zu einer Aufwertung und einer Abkehr von kritischen Bewertungen. Die Kommission unterstrich die Bedeutung des "Bruchs mit dem Stalinismus als System" wie es vom Außerordentlichen Parteitag der SED/PDS im Dezember 1989 verpflichtend formuliert wurde, für das Selbstverständnis und die Zukunftsfähigkeit der LINKEN. Inge Münz-Koenen (Berlin) informierte über die Arbeit und die Vorhaben des Arbeits- und Gesprächskreises zum Gedenken an die in der sowjetischen Emigration verfolgten, deportierten und ermordeten deutschen Antifaschisten bei der Berliner VVN-BdA.
Einen intensiven und teilweise auch kontroversen Meinungsaustausch führten die Kommissionsmitglieder zum Platz der LINKEN in der Geschichtspolitik. Ludwig Elm (Jena) bemängelte den seiner Meinung nach "kritiklosen Anschluss an die herrschende antikommunistisch dominierte Meinungsbildung". Dagegen wurde eingewandt, dass nur ein kritischer Rückblick den Weg für die Vision eines demokratischen Sozialismus glaubhaft freimachen könne. Mehrheitlich überwogen die Stimmen, die sich für eine Beteiligung am öffentlichen Diskurs aussprachen, in dem Widersprüche und Konflikte nicht zu umgehen sind. Die Historische Kommission bekräftigte ihre beratende Funktion. Diese Verantwortung wird sie weiterhin wahrnehmen. Jürgen Hofmann (Berlin) erinnerte daran, dass sich die Historische Kommission der PDS 1990 bewusst gegen verbindlich vorgegebene parteioffizielle Geschichtsbilder und für die Akzeptanz unterschiedlicher Sichten auf Geschichte entschieden hatte. Politische Entscheidungen sind in diesem Zusammenhang auch künftig von den jeweiligen Organen der Partei verantwortungsbewusst zu treffen.
Die Kommission würdigte – anlässlich seines 100. Geburtstages – die Verdienste von Theodor Bergmann (Stuttgart) um eine gleichermaßen kritische wie selbstbewusste Geschichtsdebatte in der LINKEN.